Diagnose Kolbenringe?

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    • Diagnose Kolbenringe?

      Hallo zusammen,

      bei meinem 500L habe ich ein Problem mit dem Motor. Und ich hätte gern eine zweite (gern auch dritte oder vierte ;) ) Meinung zu meiner Diagnose. Der Motor ist ein originaler Rundkopf. Grundsätzlich läuft der Motor, aber beim Gasgeben aus dem Standgas und beim Gasgeben aus Schiebebetrieb (Motorbremse), also auch bei höherer Drehzahl verschluckt sich der Kleine ständig. Zum Teil mit leichter Fehlzündung, ich vermute Richtung Ansaugtrakt.
      Daraufhin habe ich die Zündung sauber eingestellt. Vergaser wurde gereinigt und dicht auf dem Ansaugkanal verschraubt. Leerlauf eingestellt. Neue Kerzen, neuer Verteilerdeckel, neuer Verteilerfinger. Ventilspiel recht großzügig eingestellt. Motoröl (20W50) ist ohnehin neu. Als nächstes wäre der Kondensator drangewesen. Dass die Kondensatoren fast schon ein Dauerproblem sind, habe ich dem Forum entnehmen können.

      Nun aber plötzlich ein anderes Symptom: Der in Fahrtrichtung vordere Zylinder (Nr. 1, oder?) springt nicht mehr an. Auch wenn Nr. 2 schon seinen Dienst verrichtet, sagt Nr. 1 selbst bei höherer Drehzahl keinen Pieps. Das Auspuffrohr bleibt kalt. Vergaser kann es nicht sein, da ja nur einer drauf ist. Bleiben also nur noch Zündung und Kompression. Die Symptome lassen auf Zündungsfehler schließen. Die Zündung habe ich einmal komplett durchgecheckt, alles in Ordnung.

      Also Kerzen raus und Kompression gemessen (pro Messung ca. 20 Umdrehungen an der Kurbelwelle). Leider nur kalt, Betriebstemperatur erreiche ich ja nicht mehr. Zylinder 1 hat gut 7,5 bar. Zylinder 2 liegt bei ca. 9 bar. Die Differenz kam mir hoch vor. Also 2-3 ml Motoröl in den Zylinder gegeben und schon liegen bei beiden ca. 9 bar an. Mit Ölbeigabe sprang der Motor beim darauffolgenden Startversuch auf beiden Zylindern an. Bei betriebswarmem Motor lag Nr.1 wieder bei 7,5-8 bar, Nr. 2 bei guten 9 bar. Außerdem rußt der Motor im Leerlauf für mein Gefühl recht stark. Erhöhten Ölverbrauch konnte ich nicht feststellen, allerdings auch wegen geringer Kilometerleistung.

      Ich vermute daher stark, dass die Kolbenringe hinüber sind. Oder habe ich was übersehen? Muss ich sonst noch was prüfen?
      Den Zylinderkopf bekommt man vielleicht noch so runter. Aber um die Zylinder zu ziehen muss der Motor raus, oder?

      Könnt Ihr die Diagnose bestätigen? Wenn ja: Was sollte ich bei der Reparatur zusätzlich beachten? Gleich eine komplette Zylinderkopf-Revision? Ventilschaftdichtungen neu? Was sollte man gleich mitreparieren? etc.

      Mit bestem Dank schonmal!
      Viele Grüße,
      Jan
    • selbst bei "nur" 7,5 bar, sollte er anspringen.

      hast Du auch mal Zündkabel und Zündkerzen getauscht? Ventile eingestellt?

      an meinem früheren Motor war die Nockenwelle abgenutzt. Kannst Du zumindest grob den Ventilhub zwischen Zyl 1 und Zyl 2 vergleichen?

      Sprang er nach dem erfolgreichen Startversuch mit Öl wieder normal an? Oder dann wieder nicht mehr?



      ach ja: Ventilschaftdichtungen haben unsere Motoren gar nicht ;)
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    • Danke Alfons!


      Alfons1972 schrieb:

      selbst bei "nur" 7,5 bar, sollte er anspringen.
      Genau das wundert mich auch. Zumal der Zylinder ja nichtmal anspringt, wenn der Motor schon etwas höher dreht. Die Ventile habe ich wirklich sauber eingestellt! Ich werde die Zündung nochmal prüfen und mal alles durchtauschen. Mich macht es allerdings arg stutzig, dass der Druck mit Öl im Zylinder 1 so stark ansteigt und dass der Motor dann auch sofort angesprungen ist.

      Alfons1972 schrieb:

      Ventilschaftdichtungen haben unsere Motoren gar nicht
      :whistling: Ähem, wieder was gelernt! Dann lasse ich die Ventischaftdichtungen auch weiterhin weg. Allerdings kann ich sowas ja auch nicht ahnen: Bis jetzt habe ich mir meine Finger immer nur mit zweitaktenden Vespamotoren dreckig gemacht. ;)

      Ich schaue mir den Ventilhub auf jeden Fall nochmal genauer an. Das muss ich doch mit etwas Bastelei messen lassen.
      Ich melde mich wieder! Danke sehr.

      Grüße,
      Jan
    • Roggi schrieb:

      Mich macht es allerdings arg stutzig, dass der Druck mit Öl im Zylinder 1 so stark ansteigt und dass der Motor dann auch sofort angesprungen ist.
      Diesbezüglich machst Du Dir vermutlich zu viele Gedanken.
      Ich bin überzeugt, dass schon Generationen von Fiat-500-Fahrern mit Motoren mit schlechteren Voraussetzungen erfolgreich gen Italien (und zurück) gereist sind.

      Der Unterschied kann auch an ein bisschen Ölkohle auf einem Ventilsitzring liegen.
      was auch gelegentlich vorkam: in den Ventilführungen "klemmende" Ventile.
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    • Zunächst mal:
      Zyl1 ist der an der Riemenscheibe, also der vom Abtrieb abgewandte Seite.
      Das ist mit Ausnahme von ein paar Exoten z.B. Käfer immer so.
      Der Zyl 2 also Schwungscheibenseitig ist thermisch höher belastet.
      Das mit dem Öl ist genau die richtige Prüfung für die Kolbenringe.
      Damit kannst du die Ventile ausschließen.
      Wie die anderen schon geschrieben haben läuft der Motor mit 7,5 bar.
      Wenn aber wie Alfons beschrieben hat das Einlassventil nicht wirklich auf macht, ergibt es weniger Druck, steigt aber nicht durch Ölzugabe.
      Den Ventilhub kannst du mit einem abgesägten Meterstab am Ventilteller messen.
      Mach eine Markierung mit einem Stift und noch eine, wenn das Ventil ganz auf ist noch eine.
      Sollte bei allen Ventilen gleich sein.
      Oft ist auch nur die Kipphebelwelle /Bock lose, weil ein Bolzen gezogen ist.
      Dann klappert es aber ganz schön.
      Ich denke du hast aber schon richtig getippt mit den Kolbenringen.
      Die Maßnahmen am Ventiltrieb würde ich aber trotzdem zuerst prüfen.
      Hast du mal die Zündkabel zum Test vertauscht?
      Zündkerzen sind auch mal gerne defekt.
      Die blitzen ausserhalb, aber unter Druck, eingebaut nicht mehr.
      Du kannst auch mal Testweise ein Zündkabel direkt von der Zündspule zum Zyl 2 (der der nicht läuft :D ) verlegen.
      Dann läuft der Motor nur auf einem Zylinder und du weißt es liegt am Verteiler.
      LIFE IS SHORT
      Eat dessert first!

      Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von Bodensee_Ralf ()

    • Hallo zusammen,

      danke Euch für die zahlreichen Tips und Hinweise! Dann mache ich mich mal noch etwas intensiver auf die Fehlersuche und verschiebe das große Revisionsprogramm vorerst. Da die Kompressionswerte nach Euren Erfahrungswerten zumindest ansatzweise in Ordnung sind, konzentriere ich mich nochmal auf Ventiltrieb und Zündung. Vielleicht kann ich danach ja schon verkünden: Nr. 2 lebt!

      Ich befürchte allerdings, dass ich arbeitsbedingt erst nächste Woche erst wieder Ruhe dazu haben werde.

      Auch wenn es vielleicht etwas dauert: Ich werde berichten!

      Danke und Gruß,
      Jan

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Roggi () aus folgendem Grund: Text ergänzt

    • Update Kolbenringe

      Hallo zusammen,

      wie versprochen gibt es hier nun ein Update. Ich war heute mit einem erfahrenen Fachmann für Kleinwagen in der Garage:
      20150906_165930.jpg

      Wir haben den Ventildeckel abgenommen, uns ein Spezialwekzeug angefertigt (ein abgeschnittener Gliedermaßstab :thumbup: ) und die Ventilhübe gemessen. Am Stößel gemessen lagen die Hubwege der Stößel (!) bei ca. 6,5mm. Ich habe natürlich erst nachher im Handbuch nachgesehen und festgestellt, dass als Referenzwert die Ventilhübe angegeben sind. Die Kipphebel haben machen ja auch noch eine Übersetzung aus. Hätte ich auch vorher drauf kommen können - oder den Tip vom Ralf genau lesen... :S Die Auf jeden Fall gehe ich davon aus, dass der Ventiltrieb in Ordnung ist. Die Kipphebelwelle samt Böcken ist auch fest. Kerzen hatte ich vorher schon einmal getauscht.

      Die Zündkabel habe ich noch nicht überprüft - hatte heute natürlich keinen Autoschlüssel dabei! kommt noch.

      Jetzt noch eine Überraschung! Die Ölwannendichtung war undicht, also habe ich zwischenzeitlich die Ölwanne abgenommen. Und hier das, was ich aus dem Öl gefischt habe: :uebel:
      20150906_171834.jpg

      Der Wagen war an einigen Stellen schon ordentlich verbastelt, aber das ist bis jetzt die Krönung! :D Das Öl war ansonsten komplett frei von Spänen - hab mal nen Magneten in das Restöl geworfen und die Ölwanne ausgewaschen. Ich gehe davon aus, dass da vor einiger Zeit mal die Zylinder gezogen wurden und ein paar Kolbenring-Bruchstücke und der Kolbenclip in die Zylinderbohrung gefallen sind. Und nach dem Motto "hat ja nen Filter" wurde das ganze wieder zusammengeschraubt. Anders kann der Kram da ja nicht hingekommen sein.

      Schönes Ding. Ich bin damit die letzten 3 Jahre komplett Problemlos durch die Gegend gefahren. Inzwischen kann ich mir durchaus Szenarien vorstellen, in denen Kolben Nr. 2 (jetzt weiß ich ja welcher Nr.2 heißt!) nur mit 3 Kolbenringen eingebaut wurde... zum Glück haben wir nach dem Kauf als allererste Amtshandlung die Bremsen selbst überholt.

      Ich denke, ich werde dann doch mal die Zylinder ziehen müssen.

      Beste Grüße,
      Jan
    • Roggi schrieb:

      Gutes Argument! Ich spreche das mal mit meinem Fachmann durch. Ich denke, wir werden die Teile einfach reinigen oder wahlweise, wie empfohlen, zusätzlich einen Lappen in die Ölwanne werfen - spart Arbeit. :D
      Klappert dann auch nicht so!!! :daumen:
      "Es hängt alles zusammen: Wenn man sich am Hintern ein Haar herausreißt, tränt das Auge... "(Dettmar Cramer)



      Kannste so machen!
      Dann isses halt Kacke!


      „Der Unterschied zwischen Theorie und Praxis ist in der Praxis größer als in der Theorie“
    • Diagnose Kolbenringe!

      Guten Abend Forum,

      wie erwähnt, komme ich aktuell nur selten in die Garage. Da fällt das Schrauber-Zeitfenster auch schonmal auf Sonntag Abends. Meine Updates daher unregelmäßig, aber heute gibt es mal wieder Neuigkeiten. Erstmal vielen Dank für Eure hilfreichen Tips.

      Klaus schrieb:

      Nee, das geht auch eingebaut.
      Ölwanne ab, Pleuel lösen und den ganzen Kram nach oben raus ziehen.
      Vor allem danke an Klaus. Mit der Info habe ich mich heute Abend an die Zylinder gewagt - mit eingebautem Antrieb.

      Tatsächlich liegen Kolben und Zylinder nach gemütlichen 1,5 Stunden Arbeit auf der Werkbank. Nur die Ölwanne hätte mich beinahe in den Wahnsinn getrieben. Die neue Dichtung war nach 2 mal Betriebstemperatur so festgebacken, dass ich die Ölwanne nur mit roher Gewalt herunterbekommen habe. Ich musste die Dichtung mit der Zange seitlich rausziehen. Bei den Ersatzteilpreisen kann man das allerdings verschmerzen.

      Das Ergebnis des heutigen Abends ist allerdings ernüchternd. Die Ölkohle auf Zylinder Nr. 2 lässt nichts Gutes erahnen.
      20150920_211426.jpg

      Der Brennräume sind auch schön dreckig. Die Ventiltriebe arbeiten sauber, die Stehhbolzen für die Ventil-Lagerwelle sitzen noch schön fest im Kopf. Allerdings hat Kolben Nr. 2 auch schonmal eine Schraube (???) in den Kopf genagelt. Über dem Einlassventil ist eine schöne Schlagmarke zu erkennnen. Da der Kolben in Ordnung ist, wurde dieser wohl schonmal ausgetauscht.
      20150920_211933.jpg

      Beim Ziehen vom Kolben Nr. 2 habe ich dann den Fehler gefunden. Der obere Kolbenring ist in drei Teile gebrochen...
      20150920_220523.jpg

      ... und hat eine fiese Riefe im Zylinder hinterlassen. Der Zylinder ist hinüber, oder wie seht ihr das?
      20150920_220143.jpg

      Es kommt aber noch besser. An dieser Stelle muss ich mich selbst zitieren:

      Roggi schrieb:

      Inzwischen kann ich mir durchaus Szenarien vorstellen, in denen Kolben Nr. 2 (jetzt weiß ich ja welcher Nr.2 heißt!) nur mit 3 Kolbenringen eingebaut wurde...
      Stimmt. :S Der Ölabstreifring wurde nicht verbaut. Am Kolben hing lediglich der innere Käfig, der die Feder tragen sollte. Von Feder und Ölabstreifring fehlt jede Spur... abgesehen von den Bruchstücken, die ich in der Ölwanne gefunden habe. :D
      20150920_221017.jpg

      Ich vermute, damit ist klar, warum Nr.2 nicht mitspielen wollte. Habt ihr einen Tip, wo ich einen guten neuen Zylindersatz herbekomme? Die Kolben sehen noch gut aus, aber vermutlich ist es sinnvoller gleich alles zu tauschen.

      Viele Grüße,
      Jan
    • ich würde sagen, da hat es jemand schon mal recht gut gemeint mit der Optimierung des Zylinderkopfs. Da wurde einiges an Alu weggenommen bei den Ventilen.
      Ich hätte da Bedenken, dass die Zylinderkopfdichtung nicht mehr richtig abdichten kann, evtl. musst Du eine Dichtung vom 600er- oder gar 650er-Motor nehmen. Es könnte sein, dass der Kopf vorher aber nochmal geplant werden muss...

      auf dem ersten Bild (von den Zylindern) könnte man auch meinen, zu erkennen, dass es dort an der Dichtung schon durchgepfiffen hat...
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      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Alfons1972 ()

    • oder war da die Zylinderkopfdichtung falsch herum montiert (ich hab jetzt die Form des 500er-Kopfes nicht im Detail im Kopf)...?
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    • Danke Alfons,

      guter Hinweis! Da ich keine Ahnung habe, wie der originale Brennraum aussehen sollte, wäre mir das nichtmal aufgefallen. Die Kopfdichtung selbst war auf den ersten Blick unauffällig. Ich schaue aber nochmal genauer drauf.

      Habt ihr einen Tip für mich, wie man die verkohlten Brennräume wieder sauber bekommt? Bei meinen verkohlten Zweitaktern habe ich mit Backofenspray gute Erfahrungen gemacht. Bei einem Viertakter sind mir da aber zu viele bewegte und zu schmierende Teile im Spiel.

      Grüße,
      Jan
    • Alfons1972 schrieb:

      oder war da die Zylinderkopfdichtung falsch herum montiert (ich hab jetzt die Form des 500er-Kopfes nicht im Detail im Kopf)...?

      EDIT: nach genauerem Hinsehen bin ich ziemlich sicher, dass da nur die Kopfdichtung falsch herum montiert war...
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