Ventilspiel einstellen

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    • Ventilspiel einstellen

      Das Ventilspiel wird m.E. von vielen 500-Fahrer sträflich vernachlässigt. Lt. Handbuch sollte es alle 10.000 km geprüft werden. Nach meiner Erfahrung sollte dieses Intervall aber mindestens halbiert werden, also besser spätestens alle 5.000 km prüfen und nachstellen.

      Bevor es losgeht, sollte man sich die nötigen Werkzeuge und evtl. notwendige Ersatzteile besorgen.

      Werkzeug:
      Material:


      Von der Ventildeckeldichtung gibt's zwei Ausführungen: Mit oder ohne "Ohren".
      Ventildeckel.jpg
      Wenn am Ventildeckel Ohren dran sind, dann sollte auch eine Dichtung mit Ohren drunter, ansonsten nimmt man die Dichtung ohne Ohren.

      Wenn man alles zusammen hat, kann's losgehen.

      Zuerst mal Zündung aus und am Besten auch das Kabel von der Zündspule abziehen.
      (wenn beim Drehen der Keilriemenscheibe mal ne Zündung kommt, sind die Finger schnell ab)

      Dann wird der Ventildeckel abgenommen. Dazu zuerst die Zündkabel, die durch einen Halter am Ventildeckel geführt sind, aus diesem Halter lösen, dann die beiden (selbstsichernden) Ventildeckelschrauben abschrauben und die (hoffentlich) darunter liegenden Scheiben und die Dichtringe abnehmen.Schrauben.jpg
      Die Dichtringe können manchmal ziemlich fest sitzen. Notfalls muss man sie eben kaputtfummeln, macht ja nix, wir haben ja neue besorgt ;) .

      Danach kann man den Ventildeckel abnehmen ... hmmm ... manchmal ist abnehmen etwas lässiger gesagt, als getan. Der Deckel backt nach einiger Zeit richtig fest und man kriegt ihn nur mit Gewalt los. Dazu kann man vorsichtig mit einem großen Schraubenzieher unter die Deckelkante gehen und versuchen, diesen hochzuhebeln. Und dann immer wieder am Deckel ruckeln, irgendwann löst er sich dann und man kriegt ihn wirklich runter.
      Jetzt hängt er nur noch am Entlüftungsschlauch. Diesen kann man entweder am Ventildeckel oder am Luftfiltertopf abziehen, was eben leichter geht.

      Nachdem der Deckel runter ist, liegt der Ventiltrieb frei. Man sieht jetzt schön aufgereiht vier Kipphebel, die auf vier Ventile drücken. Die Ventile stecken in den dicken Federn auf der linken Seite, man sieht nur ganz wenig davon am oberen Ende. Die äußeren Ventile sind die Auslass-, die inneren die Einlassventile.

      Nun muss man erstmal die Kurbelwelle in die richtige Stellung bringen. Dazu dreht man mit der Hand (Gang rausnehmen) im Uhrzeigersinn an der Keilriemenscheibe (Schleuderfilter), bis sich jeweils beide Kipphebel eines Auslass- und des danebenliegenden Einlassventils gleichzeitig bewegen. Wenn beide Kipphebel in etwa die gleiche Stellung haben, steht die Kurbelwelle richtig.

      Jetzt ist alles bereit, um das Ventilspiel des anderen Zylinders einzustellen. Bei jenem müsste jetzt, wenn man die Kipphebel von Hand etwas auf- und ab bewegt, etwas Luft spürbar sein. Wenn nicht, dann stimmt entweder die Kurbelwellenstellung doch nicht, oder es wird allerhöchste Zeit, den Ventilen etwas Luft zu verschaffen.

      Nun kommt die Fühlerlehre ins Spiel und es kommen Unterschiede zwischen den 500 cm³- und den 600/650 cm³-Motoren zu Tage. Bei 500 cm³ braucht man nur das 0,15mm-Fühlerblatt, bei den 600/650 cm³-Motoren braucht man das 0,20mm-Fühlerblatt für die Einlass- und das 0,25mm-Blatt für die Auslassventile.

      Ich empfehle jedoch, auch beim 500 cm³-Motor das Spiel auf 0,20 mm einzustellen. Ein zu großes Ventilspiel führt zwar evtl. zu Klappergeräuschen, aber dafür ist man sicher, dass das Spiel auf keinen Fall zu gering ist. Zu geringes Ventilspiel kann nämlich zu schlechtem Anspringen, Leistungsverlust und sogar zu Schäden an den Ventilen führen.

      Nachdem man das richtige Fühlerblatt rausgesucht hat, steckt man es zwischen das linke Ende des Kipphebels und das Ventil. Dort sollte sich das Blatt leicht durchziehen lassen, also nicht klemmen, aber auch nicht klappern oder kippeln lassen.
      Der Ausdruck "saugend-schmatzend" beschreibt gut, wie das Blatt dazwischen passen sollte.
      Einstellen.jpeg
      Falls das Spiel zu groß oder zu klein ist, muss nachgestellt werden.
      Dazu steckt man den speziellen Ventileinstellschlüssel (oder den 11mm-Schraubenschlüssel) auf die Einstellschraube an der rechten Seite des Kipphebels und lockert (mit dem großen äußeren Schlüsselteil) die Kontermutter. Jetzt kann man mit dem kleinen inneren Schlüsselteil (oder einer Zange) die Einstellschraube so heraus- oder hereindrehen, bis die Fühlerlehre "schmatzt". Dann wieder die Kontermutter festziehen, dabei aber darauf achten, dass die Einstellschraube sich nicht mitdreht und die Einstellung erhalten bleibt. Notfalls den Vorgang so lange wiederholen, bis alles passt.

      Das macht man jetzt also mit dem Einlassventil (0,15 mm oder 0,20 mm) als auch mit dem Auslassventil (0,15 mm oder 0,25 mm) eines Zylinders.

      Wenn der fertig ist, dreht man an der Riemenscheibe die Kurbelwelle genau eine Umdrehung weiter. Jetzt bewegen sich die beiden gerade eben nachgestellten Ventile gleichzeitig und man kann die Ventile des anderen Zylinders prüfen bzw. einstellen.

      Damit ist die Sache eigentlich schon erledigt und man muss nur noch alles wieder zusammen bauen.

      Ist die alte Ventildeckeldichtung noch drauf? Wenn die noch gut aussieht, also noch genauso wie die neue, außer dass eine Rille leicht reingedrückt ist, dann kann man sie weiterverwenden. Ist die Rille jedoch schon so tief, dass sie (fast) durch die komplette Dichtung gedrückt ist, dann muss eine neue Dichtung rein. Also: alte runter, neue auflegen.
      Die Deckeldichtung kann man vorher mit Fett einzustreichen, das dichtet besser, verrutscht nicht so leicht und man bekommt es auch einfacher wieder los nach den nächsten 5.000 km.

      Dann den Ventildeckel wieder aufsetzen. Dabei darauf achten, dass die Dichtung richtig sitzt. Die verkrümelt sich gerne mal ins Innere. Notfalls beim Aufsetzen des Deckels die Dichtung mit einem Werkzeug etwas nach Außen ziehen.

      Neue Dichtringe über die Stehbolzen schieben, Unterlegscheiben drauf, (selbstsichernde) Muttern drauf und festziehen, aber nicht zu fest und nicht zu locker. Wenn man die Schrauben zu fest anzieht, verbiegt sich der Ventildeckel. Wenn's zu locker ist, wird's nicht dicht.
      An Besten erstmal locker anziehen und fahren. Wenn's dann ölt wie Sau, so lange fester ziehen, bis die Dichtung anständig dichtet. Dann merken, wie fest es ist und das nächste Mal gleich so machen.

      Jetzt fehlt nur noch, den Entlüftungsschlauch wieder aufzustecken und die Zündkabel müssen natürlich auch wieder in ihren angestammten Halter. Fertig.
      All parts must swim in oil :roll:

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